Auf den Spuren von Hiram Bingham

16März2014

Nach einer kurzen Nacht, etwas mitgenommen von Paddys Pub, ging es Samstag morgen los. Erst mit dem Bus gute 2 Stunden nach Ollantaytambo. In einem mit 15 Personen plus Fahrer besetzten Kleintransporter ging es durch die Anden, Gewackel und Geschaukel inklusive. Sitzkomfort war nahezu bei Null, so dass man froh war endlich am Bahnhof anzukommen. Das gestaltet sich aehnlich wie am Flughafen. Ticket und Ausweiskontrolle und bitte nur 5 Kilo Gepaeck. Die Eisenbahn ist hier noch ein richtiges Abenteuer. Schon in Lambayeque wurde uns gesagt, dass wir Eisenbahn fahren muessen, schliesslich geht das hier. Peru hat insgesamt knappe 2000 km Eisenbahnnetz. Nach 10 Minuten Wartezeit kam der Zug auch schon eingefahren, unterteilt in zwei Klassen: Touristen und 2. Klasse. Im Bahnhof wurden dann noch eben die Wagonnummern angebracht, und das Gewusel zum richtigen Wagon ging los. 

PeruRail

Nach der erneuten Ticketkontrolle, mit namentlicher Begruessung durch das Zugpersonal, durfte man auch einsteigen. Ein echt schniecker Wagon. Breite Ledersitze, Panoramafenster zu allen Seiten, auch im Dach. Die zweite Klasse sah da etwas anders aus, wie unsere alten Regionalzuege, die heute nur noch als Sonderzug zu Fussballspielen im Einsatz sind. 

Panoramaabteil

Mit 30 Minuten Verspaetung, scheint ein grundsaetzliches Bahnproblem zu sein, diese Puenktlichkeit, ging es auch los. Die Diesellok zog uns aus dem Bahnhof, auf freier Strecke einen Gang hoch geschalltet und wir rauschten mit unglaublicher Geschwindigkeit, vergleichbar mit einem zuegigen Fahrradausflug, davon. Dank der Schmalspurbahn mit ordentlichem Gewackel, Geruckel und Geschaukel. Die Fahrt ging durch Andentaeler entlang des Rio Urubamba. Ein wichtiger Reisetip: In Fahrtrichtung links sitzend sieht man davon auch was, auf der anderen Seite gibt es nur Bergwaende zu sehen. Urspruenglich hatten wir je einen Platz links und rechts am Fenster, den rechts haben wir aber mit einer Asiatin getauscht, die sich so dolle gefreut hat, dass sie 5 Minuten nach Abfahrt eingeschlafen ist. Bei der Abfahrt gab es auch direkt noch eine Sicherheitseinweisung, gefolgt vom Bordservice: Bananenmuffin und Cola. Der Firmenspruch von Peru Rail ist uebrigens: We create unforgettable travels. Wieder eine Parallele zur Deutschen Bahn. Nach 2 Stunden waren wir dann in Aguascalientes, dem Dorf am Fusse des Machupicchu. Wetter: Andenmonsun!!! Am Bahnhof wurden wir wie alle Mitreisenden vom Hostelpersonal mit Namensschild abgeholt, die einen halt frueher, wir halt spaeter. Hostel bezogen, Regenkape gekauft, Schwups der Regen hoert auf. Dann das 2000 Seelen Bergdorf erkundet. Sehr schoen, neben dem reissenden Rio Urubamba auch noch ein ebenso reissender Zufluss. Zu erreichen ist das ganze mit dem Zug oder dem Helikopter. Strasse gibt es eine, die zum Machupicchu fuehrt. Nach dem Abendessen schnell ins Bett, es sollte wieder eine kurze Nacht werden. 

Aguascalientes

Der Wecker ging um 4 Uhr. Schnell fertig gemacht, je nach Glueck mit heiss- oder kaltwasser Dusche und schon gings runter zum Fruehstueck. Das sollte ab 4.30 Uhr bereit stehen. Problem: Wir waren die einzigen die schon wach waren. Das gesamte Hostelpersonal lag um 4.45 Uhr schlafend in der Lobby zusammengerollt. Aber wenn unsere Nacht vorbei war, so sollte es deren doch erst recht sein, also erstmal schoen geweckt die schlafende Meute. Husch husch ging der eine Broetchen kaufen, der andere kochte Kaffee und so konnten wir dann leicht verzoegert um 5.30 Uhr starten. An der Bushaltestelle angekommen, stellten wir fest, dass wir doch nicht die einzigen waren, die den Sonnenaufgang auf Machupicchu verfolgen wollten. Gute 200 Personen standen bereit, die Busse zu fuellen. Das ging wider Erwarten jedoch recht zuegig, sodass wir uns um kurz vor 6 Uhr in die naechste Schlange reihen durften. Hier stiessen dann auch die paar Verwegenen zu uns, die sich das Busticket gespart haben und den Fussweg genommen haben. 800 Hoehenmeter ueber Stock, Stein und unregelmaessige Stufen. Um 6 Uhr oeffneten sich dann auch die Pforten und wieder ging der Einlass recht zuegig von statten. So hatten wir das Glueck, dass wir mit ein paar wenigen den Sonnenaufgang ueber Machupicchu erleben durften. Da haben wir schon mal eine gute Stunde die Kamera zum gluehen gebracht, ganz zum Nachteil des Akku. Hier kam wieder leichte Panik auf. Reichen denn die 100 Photos schon? Wir haben ja noch nicht mal die Fuehrung gemacht 😮.

Machupicchu

Also wieder runter zum Haupteingang und mal hoeflich gefragt, ob der Garderobenmann vielleicht die Kamera laden koennte. 30 Minuten geladen und waehrenddessen unseren Guide aufgesucht. Die Gruppe bestand aus Kanadiern (franz.), Amerikanern und uns. Etwa bis zur Haelfte. Dann stiessen noch 4 Koreaner zu uns. Suedkoreaner wohlgemerkt, da unser Guide gleich feststellte, dass noch nie Nordkoreaner da waren... Ueberraschung.

Gute 2 Stunden Fuehrung und immer wieder ein auf und ab. Danach haben wir uns wieder auf eigene Faust auf Entdeckungsreise begeben. Nachdem wir die Ruinenstadt abgegrast hatten, ging unsere Reise weiter zur Inkabruecke. Nachdem die Inka es nun geschafft hatten, diese enorme Bergstadt zu errichten, erwartet man ja schon einiges von so ner Bruecke. So in die Richtung "Indiana Jones und der Tempel des Todes". Was dann kam hat alle unsere Erwartungen gesprengt.

Inkabruecke

Nach dieser kleinen Entaeuschung haben wir uns das Sonnentor dann gespart. Nach acht Stunden im Reich der Inka haben wir uns dann zu Fuss auf den Weg zurueck gemacht. 1757 Stufen, wir haben gezaehlt, wie schon erwaehnt unregelmaessig, durch dschungelartiges Gewaechs. Irgendwo bei Stufe 800 setzte leichter Nieselregen ein, bis dato hatten wir herrliches Wetter gehabt und das obwohl unser Guide sagte, das Wetter hier im Nebelwald der Anden sei wie seine Schwiegermutter: sehr launisch.

Der naechste Andenmonsum setzte puenkltlich ein, als wir uns bei einer kalten Cola vom Abstieg erholten. Gleich geht es mit dem Zug wieder zurueck nach Cusco und morgen frueh direkt weiter nach Puno zum Titicaca-See.

Die Regencapes sind noch original verpackt.